Lausitzer Rundschau berichtet: Weltmeister von morgen trainieren in Jerischke
Gemeinsames Trainingslager der Radsportler aus Forst und Eisenhüttenstadt / Auf den Strecken der großen Vorbilder
Jerischke Nachwuchs-Rennfahrer aus Forst und Eisenhüttenstadt haben in dieser Woche gemeinsam auf einer der traditionsreichsten Lausitzer Rennstrecken trainiert. Die hatten schon viele Weltmeister und Olympiasieger vor ihnen unter die knallharten Rennreifen genommen.
Weltmeister von morgen trainieren in Jerischke.
Die Radsportvereine aus der Rosenstadt Forst und aus Eisenhüttenstadt setzen auf Kooperation. In dieser Woche haben Fahrer beider Vereine ein gemeinsames Trainingslager in der Lausitz absolviert. Im Dörfchen Jerischke – gelegen ganz im Süden Brandenburgs, beinahe im Niemandsland an der Grenze zu Polen – hatten sich die insgesamt 16 Nachwuchsrennfahrer und ihre vier Betreuer im Schullandheim des Spree-Neiße-Kreises einquartiert. In dem abgelegenen Ort finden sie optimale Trainingsbedingungen für ihren kraftraubenden Ausdauersport.
Da sind nicht nur der fehlende Durchgangsverkehr und die Vielzahl gut ausgebauter Radwege in der unmittelbaren Umgebung. "Den Ort Jerischke verbinden vor allem Lausitzer Rennfahrer seit mehreren Generationen mit einer brutalen Zeitfahrstrecke", weiß Übungsleiter Andreas Lehmann vom Forster Polizeisportverein. "Zwischen der Lausitzer Rosenstadt und dem Örtchen liegen nämlich ziemlich genau 25 Kilometer."
Die Meistermacher der Lausitzer Sportschule hatten die Strecke in den 1970er-Jahren zu Trainingszwecken für das Zeitfahren ausbauen lassen. Und so gibt es auch heute noch am Ortsausgang von Jerischke eine imposante Steilkurve, die den Rennern einst als Wendestelle beim 50-Kilometer-Zeitfahren diente. "Das Oster-Trainingslager für den Radnachwuchs ist für uns schon Tradition", erzählt Andreas Lehmann. Seit einigen Jahren seien nun auch die Partner aus Eisenhüttenstadt alljährlich mit von der Partie. "Wir müssen gerade als relativ kleine Vereine zusammenarbeiten. Davon profitieren alle", ist sich der Eisenhüttenstädter Übungsleiter Detlef Moews ganz sicher. Während Forst seit Jahrzehnten weit über die Grenzen der Lausitz hinaus als Wiege erfolgreicher Radsportler bekannt ist, weiß nicht jeder, dass auch Eisenhüttenstadt starke Rennfahrer hervorgebracht hat. Dabei gehörte beispielsweise der Olympiazweite auf der Bahn Roger Kluge in seiner Grundschulzeit zur Trainingsgruppe von Detlef Moews in "Hütte", ehe er zur Sportschule nach Cottbus wechselte. Ein bisschen traurig sind Moews und Lehmann, dass sich das einstige Radsport-Mekka Guben aus der Trainingslager-Kooperation verabschieden musste. Weil dort die Trainer fehlen, ist die Nachwuchsarbeit im Radsport in der Grenzstadt an der Neiße komplett zusammengebrochen. Die Trainingstage in Jerischke hatten es für die 16 jungen Rennfahrer im Alter zwischen neun und 13 Jahren – unter ihnen neun Mädchen – in dieser Woche mächtig in sich. Zwischen 50 und 80 Kilometer kamen da bei zwei Trainingseinheiten pro Tag locker zusammen. Und wer glaubt, in der Lausitz würden nur Flachland-Radler ausgebildet, der kennt den gefürchteten "Pusacker Berg" noch nicht. Stattliche zehn Prozent Steigung warteten dort manchmal an einem Tag zweimal auf die künftigen "Stahlwaden".
Trotzdem kamen Spiel, Spaß und Entspannung im Trainingslager der Radsportler nicht zu kurz. Am Donnerstag nämlich gab es einen Ruhetag, der die ganze muntere Truppe auf die Kulturinsel nach Einsiedel führte. Das Trainingslager in Jerischke soll nicht die letzte Gemeinschaftaktion der Radsportler aus Forst und Eisenhüttenstadt gewesen sein. Regelmäßig treffen sie sich bei Wettkämpfen. Im Winter, wenn die Straßen zu glatt sind zum Radeln, laden die Eisenhüttenstädter auch ihre Freunde aus Forst zu ihrem traditionsreichen Hockey-Turnier in die Stahlstadt ein. Und der Leiter des Schullandheimes in Jerischke, Dietmar Thron, hat den Termin für das nächste Ostertrainingslager der Radler im kommenden Jahr schon einmal vorgemerkt.