Die LR berichtet: Lokalmatadoren setzen auf Attacke
Forst: Radsportliche Leckerbissen würzen das Reit- und Springturnier des PSV Forst am zweiten Mai-Wochenende. Einer davon ist ein Steher-Demonstrationsrennen hinter alten Maschinen. Mit dabei sind zwei Forster Rad-Legenden.
Seit wenigen Wochen drehen sie wieder ihre Runden auf dem Betonoval im Forster Radstadion: Marcel Möbus und Frank Schneider. 38 Jahre ist Marcel jetzt alt, 37 Jahre zählt Frank. Auch wenn die beiden Rad-Asse von einst beim Blick auf ihre Körper behaupten, es dürften ein paar Kilo weniger sein, viele Freizeitsportler wären sehr zufrieden, wenn sie derart „gut im Saft" stehen würden.
Schneider und Möbus trainieren, möglichst unbeobachtet von der Öffentlichkeit, für ihren Auftritt am 9. Mai im Rahmen des Reit- und Springturniers in Forst. Dort wird es ein Demonstrationsrennen der Steher geben. Hinter alten Maschinen mit großvolumigen, riemengetriebenen Stehermotoren werden die einstigen Asse dieses Sports über das Oval jagen. „Spaß soll das machen", sagt Frank Schneider in einer Trainingspause. „Aber schenken werden wir uns nichts", schiebt er gleich hinterher. Schneider meint sogar, da gebe es bestimmt noch einige, die eine Rechnung aus der aktiven Zeit offen haben.
Marcel Möbus gilt ohnehin als sehr ehrgeizig. Deshalb, so sagt er, habe er sich einst von seinem Schrittmacher Heinz Spielmann verabschiedet. „Der Heinz war immer mehr der etwas defensivere Schrittmacher. Und ich brauchte jemanden, der aus mir noch mehr herauskitzelt", sagt Möbus rückblickend. Spielmann hört es und stimmt zu. „Ja, so war das."
Nun also bereiten sich die drei Sportler auf ihren Auftritt am zweiten Mai-Wochenende vor. Warum? „Weil dieser Sport in Forst die Nummer eins ist und unser Publikum Lokalmatadoren braucht", sagt Schneider. So wechselt der Vize-Präsident des PSV für dieses Rennen die Perspektive, steigt vom Turm, wo er sonst fachkundig und emotional das Publikum als Sprecher unterhält, auf das Rad. Seinen Platz im Sprecherturm soll für das Steherrennen und auch für den Keirin-Wettbewerb eine andere Radsport-Legende einnehmen. Detlef Uibel, heute Rad-Bundestrainer, wird diese Aufgabe übernehmen. „Mehr Kompetenz können wir uns doch nicht wünschen", so Schneider.
An der Rolle, vermutlich hinter Schrittmacher Heinz Spielmann, wird er den Radsportfans zeigen, was er noch drauf hat. Blamieren will er sich nicht. Schließlich liegt seine aktive Zeit bereits mehr als zehn Jahre zurück. Und deshalb trainiert er. Unheimlich schnell ist das, was dabei an Geschwindigkeiten erzielt wird. Jedenfalls für den Laien. Bis zu 100 Stundenkilometer sind die Spitzengeschwindigkeiten hinter den alten Stehermaschinen. „Klar ist das auch gefährlich", bekennt Marcel Möbus. Aber er und viele andere Sportler hätten gelernt, mit dieser Gefahr umzugehen. Möbus, 2010 Deutscher Meister der Steher und seit 2012 nicht mehr aktiv, hat das Gefühl für die Bahn längst nicht verloren. Er dreht seine Runden scheinbar mit jener Perfektion, die ihn einst zu Titeln geführt hat. Die Motivation, noch einmal ein Rennen zu bestreiten, zieht er aus der Besonderheit der alten Schrittmacher-Maschinen. „Ja, das ist ein Anreiz, der mich überzeugt hat." Und, wie sieht er seine Sieg-Chance? Möbus wehrt ab. Die Konkurrenz werde stark sein. Außerdem schreibt er 70 Prozent Anteil am Erfolg dem Schrittmacher zu. Der entscheide über die richtige Linie, bestimme den Abstand zum Vordergespann und andere Faktoren. Schneider, Möbus und Spielmann sind sich einig. Sie wollen, dass „Steherrennen in Forst wieder zum Volksfest werden". Und mit aussichtsreichen Lokalmatadoren ist dieser Weg etwas leichter.
Der Zeitplan:
Die Radsportler kommen im Rahmen des Reit- und Springturniers des PSV am Sonnabend, 9. Mai, in der Zeit zwischen 17 und 19 Uhr zum Zuge. Beginnen werden die Sprinter, unter anderem mit Maximilian Levy, mit dem Keirin-Wettbewerb. Es folgt ein Rundenrekordfahren der Kinder des PSV und ab 18 Uhr das Steherrennen über 30 Kilometer.