LR berichtet: Nach aufwühlender WM träumt Kasper von Olympia
Forst: Ein schwerer Sturz im Frühjahr hätte ihr fast die Saison vermasselt. Doch Romy Kasper kämpfte sich schnell zurück und erlebte noch ein erfolgreiches Radsport-Jahr – mit dem Höhepunkt WM. Emotional durchlebte die Forsterin dort Höhen und Tiefen, was sie auf dem Weg zu Olympia aber noch stärker machen könnte.
Nach aufwühlender WM träumt Kasper von Olympia Bei der WM in Richmond fuhr Romy Kasper Ende September ein tolles Rennen, wurde aber nicht dafür belohnt. "Wie ich ins Ziel gekommen bin, weiß ich nicht. Da war ich nicht mehr vollständig bei mir." Foto: CorVos
Ein bisschen Joggen, ein bisschen Schwimmen, Zeit mit Neffe Luka (5) und Nichte Lotta (2) verbringen – einfach mal "Luft ranlassen". Die vergangenen Tage zu Hause in Forst hat Radsportlerin Romy Kasper in vollen Zügen genossen. Hinter der 27-Jährigen liegt eine nervenaufreibende Straßen-Weltmeisterschaft, nach der sie das Rad erstmal "nicht mehr angefasst" hat. Die Trainingspause war nötig – nicht nur für den Körper. Vor allem auch für den Kopf. Das wird deutlich, wenn Romy Kasper von der WM in Richmond (USA) Ende September erzählt. Platz 31 belegte sie im Straßenrennen. Die Erinnerung sowohl an dieses Einzelrennen als auch an das Teamzeitfahren, bei dem sie nicht eingesetzt worden war, nimmt die Forsterin noch immer sehr mit. Da fließen auch jetzt noch hin und wieder Tränen.
Was war in den USA passiert? Via Livestream im Internet musste Romy Kasper bei der WM in Richmond das Teamzeitfahren verfolgen, bei dem ihr niederländisches Team Boels Dolmans ohne sie zu Silber fuhr. "Das war eine große Enttäuschung, dass ich da nicht fahren durfte. Das hat mich sehr geärgert", berichtet sie und fügt traurig hinzu: "Mir wurde eine Medaille genommen."
Um Top-Platzierung gebracht
Die Chance auf eine Plakette hatte die Forsterin dann unverhofft im Straßenrennen. Fast das komplette Rennen hindurch hatte sich Kasper, nun im deutschen Nationaltrikot unterwegs, zunächst mannschaftsdienlich aufgerieben und fand sich kurz vor Ende dennoch als einzige Deutsche in einer neunköpfigen Spitzengruppe wieder. "Da war plötzlich eine Top-Platzierung drin", schildert Kasper. Doch die Teamverantwortlichen ließen sie nicht fahren, wiesen sie stattdessen an, auf die heranrückenden Trixi Worrack und Lisa Brennauer zu warten, um diese noch ordentlich in Position zu fahren. Sie selbst landete am Ende auf Rang 31.
"Alles in allem war es dennoch eine super WM, natürlich der Saisonhöhepunkt", fasst Romy Kasper zusammen. "Ich bin immer wieder froh, glücklich und stolz, unter den Nominierten zu sein und Deutschland präsentieren zu können."
Dass sie es überhaupt bis in die USA geschafft hat, war so nicht zu erwarten gewesen. Immerhin stand nach ihrem schweren Sturz im Frühjahr bei einem Rennen in den Niederlanden die Saison auf der Kippe. "Dass ich nach meinem Schlüsselbeinbruch noch mit so einer guten Form durchs Jahr komme, hätte ich selbst nicht erwartet", sagt Romy Kasper, die bei der 54. Auflage von Cottbus – Görlitz – Cottbus sowohl das Einzelzeitfahren als auch das Straßenrennen gewann.
Nach aufwühlender WM träumt Kasper von Olympia Zurück in der Heimat: In den vergangenen Wochen hat sich Romy Kasper in Forst erholt. Foto: jam
Einen Platz auf dem Podium – den hätte die 27-Jährige im kommenden Jahr gern häufiger. Ob Frühjahrsklassiker, deutsche Meisterschaften oder die nächste WM im Oktober in Katar. Romy Kasper lässt keinen Zweifel daran, dass sie heiß ist auf Top-Platzierungen. Nicht zuletzt die WM in den USA hat dahingehend ihren Ehrgeiz noch mal angefacht.
Und dann ist da ja noch das Großereignis in Brasilien. "Meine Chancen auf Olympia sind sicher gestiegen", sagt die Lausitzerin. "Mein Ziel und Traum ist es ganz klar, nächstes Jahr in Rio starten zu können."
Ab diesem Mittwoch ist die Radsportlerin vom PSV Forst aber erstmal bei den Sixdays in London aktiv. Auf den Olympia-Park von 2012 freut sie sich sehr, auch wenn sie die Rennen aus der Trainingspause heraus bestreitet. Heißen muss das nichts. Immerhin hat Romy Kasper jüngst auch ein Derny-Championat "aus der Kalten" gewonnen.
Mirjam Hecht