LR berichtet: Von Forst aus nach ganz oben
Forst: Die halbe Welt hat die Profiradsportlerin schon bereist. Doch immer wieder zieht es Romy Kasper zurück in die Heimat. Auch nach der Weltmeisterschaft jüngst in den USA ging es sofort wieder nach Forst, wo ihr der heimische Polizeisportverein zu einem couragierten Rennen gratulierte. Für den PSV ist sie enorm wichtig.
Romy Kasper ist immer auf Achse. In den Niederlanden ist ihr Radsportteam Boels Dolman beheimatet, in Leipzig studiert sie und die Radrennen führen sie durch die halbe Welt. Spanien, Belgien, Italien, Katar – die 27-Jährige ist eigentlich immer am Kofferpacken. "Ich bin wirklich extrem viel unterwegs", sagt Romy Kasper. "Da ist es immer wieder schön, ein paar Tage zu Hause zu sein."
Nur einen Tag nach dem nervenaufreibenden Straßenrennen bei der Weltmeisterschaft in Richmond (USA) Ende September hat sie sich sofort wieder aufgemacht in die Heimat. "Meine Mutti hatte an dem Montag Geburtstag – das hat ganz gut gepasst", erzählt die Forsterin. Sowohl bei der Feier als auch beim Abstecher zu ihrem Heimatverein, dem Polizeisportverein 1893 Forst, dürfte das WM-Straßenrennen ein großes Thema gewesen sein. Nach 129,8 Kilometern ist sie in Richmond mit 51 Sekunden Rückstand auf die britische Siegerin Elizabeth Armitstead 31. geworden – hätte dabei aber fast eine Medaille gewonnen. So fand sich Romy Kasper nach einem harten Rennen mit vielen Helferdiensten wenige Kilometer vor dem Ziel als einzige Deutsche in einer kleinen Spitzengruppe wieder und witterte schon ihre große Chance. Doch die Forsterin bekam Order von den Verantwortlichen im deutschen Nationalteam, nicht Gas zu geben, sondern die aufschließende Gruppe um Trixi Worrack und Lisa Brennauer herankommen zu lassen. Worrack wurde am Ende schließlich als beste Deutsche Zwölfte, während Kasper, nachdem sie für die Teamkolleginnen noch mal alle Kräfte mobilisiert hatte, völlig platt abreißen lassen musste. "Alles in allem war es trotzdem eine super WM", sagt Kasper, auch wenn es letztlich mit der Top-Platzierung nichts wurde.
"Der Verein hat natürlich mitgefiebert", erzählt Andreas Beckmann, Abteilungsleiter Radsport beim PSV 1893 Forst. "Und klar haben wir uns geärgert, dass sie zurückgepfiffen wurde."
Den Ärger überwiegt allerdings der Stolz auf Romy Kasper, die in engem Kontakt zu ihrem Verein steht. "Für unseren Nachwuchs ist sie jemand zum Anfassen, nimmt an Sichtungen in Schulen teil und zeigt: Jemand, der aus Forst kommt, kann es ganz nach oben schaffen", betont Beckmann. Auch der 17-jährige Bahnradsportler Bastian Flicke, der in diesem Jahr bei der Junioren-WM war, ist so ein Forster Vorbild. "Das ist wichtig für den Verein", sagt Beckmann.
Während Flicke derzeit die Schulbank drückt, lässt es sich Romy Kasper in der Heimat gut gehen, verbringt zum Beispiel Zeit mit Neffe Luka (5) und Nichte Lotta (2), geht joggen oder schwimmen. Bald geht es dann für zwei Wochen nach Teneriffa in den Urlaub. Vorher packt die 27-Jährige die Koffer noch mal für ein Bahn-Rennen in London – im kommenden Jahr dann hoffentlich für Rio. "Es ist mein Traum, bei den Olympischen Spielen zu starten", sagt Romy Kasper. Den hat auch der PSV um Andreas Beckmann: "Wir glauben, dass sie es schaffen wird."