LR berichtet: Bastian Flicke auf den Spuren von Greipel und Martin
Forst: Daumendrücken für einen Lausitzer Jungen: Bastian Flicke aus Döbern steht vor seiner ersten Teilnahme an einer Junioren-WM. Und er hat bei den Titelkämpfen Mitte August im kasachischen Astana durchaus Medaillenchancen.
Für Bastian Flicke vom PSV Forst beginnt in wenigen Tagen das nächste große Abenteuer. Dann wird er mit 16 weiteren Nachwuchs-Athleten Deutschland bei den Bahnrad-Junioren-Weltmeisterschaften vertreten. Die finden vom 19. bis 23. August in Astana in Kasachstan statt. Zuvor geht es für Flicke ins Trainingslager nach Frankfurt (Oder), wo die jungen Rad-Asse von Bundestrainer Helmut Taudte zielgerichtet auf ihre WM-Starts vorbereitet werden.
Bastian Flicke, vor wenigen Wochen 17 Jahre alt geworden und in Döbern Zuhause, fand erst mit elf Jahren den Weg zum Radrennsport und zum PSV. Doch zu jenem Zeitpunkt hatte er bereits ein riesiges Gefühl fürs Rad und beherrschte die Technik. Seine Mutter Simone erklärt: "Er hat zuvor Radball in Cottbus gespielt. Aber das war mit der Schule und den langen Wegen nicht mehr unter einen Hut zu kriegen." So führte der sportliche Weg von Bastian zum PSV und zu Trainer Andreas Lehmann. Der erkannte das Talent des Jungen und ermutigte ihn zum Schritt auf die Sportschule nach Cottbus. Den ging der junge Radrennsportler, nachdem er zunächst gezögert hatte, im Jahr 2012.
Drei Jahre später sagt er: "Ich habe es nicht bereut." Sowohl Rennen auf der Straße als auch Wettkämpfe auf der Bahn lägen ihm. "Ich mache alles gern", äußert Bastian. Er sei dankbar für die Unterstützung jener, die ihm helfen seinen Sport ausüben zu können. Seine Eltern gehörten dazu, aber ebenso Trainer und weitere Helfer. Stück für Stück hat er sich nach seinem Wechsel in den Leistungsstützpunkt Cottbus, wo er von den Landestrainern Rainer Gatzke und Michael Gaumnitz trainiert wird, von seinem Vereinstrainer abgenabelt. Doch eine Verbindung gibt es weiterhin. Denn die Räder und anderes Material werden noch heute von Andreras Lehmann für die Wettkämpfe vorbereitet. Zudem steht er dem Nachwuchs-Mann als Ratgeber zur Verfügung.
Zwischen 16 000 und 18 000 Trainingskilometer legt Bastian Flicke pro Jahr mit dem Rad zurück, Tage ohne Training sind eine Ausnahme. "Du brauchst die Power, ohne Kilometer hast du die Ausdauer nicht", weiß der Döberner. Flicke hat die Ausdauer. Er gehört in seiner Altersklasse zu den besten deutschen Radsportlern. Er hat deutsche Meisterschaften in seiner Altersklasse gewonnen, mit der Mannschaft und als Einzelstarter, er erreichte zudem gute Platzierungen bei Rundfahrten.
Nicht nur in diesem, sondern auch im nächsten Jahr ist Bastian Flicke bei der Junioren-WM noch startberechtigt. Doch schon jetzt beginnen erste Teams die Fühler nach dem Lausitzer Jungen auszustrecken. "Falls ich mich für Straßenrennen entscheide, ist mein Ziel, ein gutes Profiteam zu finden", äußert er zurückhaltend. Auch große Etappenrennen wie die Tour de France könnten für ein Talent wie Flicke möglich sein, ebenso die Teilnahme an Olympischen Spielen. Doch daran verschwendet der Nachwuchsathlet, der Rennfahrer wie Marcel Kittel, André Greipel und Toni Martin zu seinen Vorbildern zählt, noch keinen Gedanken. Bei ihm dreht sich vorerst alles um die erstmalige Teilnahme an der Junioren-WM.
Vor dem Start ins Trainingslager wurde er am gestrigen Freitag von seinem Heimatverein ins WM-Abenteuer verabschiedet. Neben einer kleinen Zuwendung gab es viele aufmunternde Worte. Unter anderem von Präsident Gerd Suschowk. "Wir freuen uns als Verein riesig über Bastians Nominierung, und wir sind mächtig stolz auf ihn", so Suschowk. Die Teilnahme an der Junioren-WM habe bei allen bisherigen Erfolgen schon einen höheren Stellenwert als die vielen Podestplätze, die er bereits errungen habe, meinte der Präsident. Dass er möglichst mit einer oder mehreren Medaillen wieder nach Hause kommen möge, wünschten andere Vereinsvertreter – und eine verletzungsfreie Zeit.
Den weiten Weg nach Kasachstan wird Bastian Flicke ohne persönliche Unterstützung von Eltern und Heimatverein antreten müssen. "Das ist schwierig mit einem Visum", begründet Mutter Simone. Aber der Kontakt werde dennoch eng sein.
In welchen Wettbewerben der 17-Jährige aus Döbern im heißen Astana antreten wird, steht noch nicht gänzlich fest. Das wird der Bundestrainer abschließend entscheiden. Sicher scheint sein Einsatz in der Vierer-Mannschaftsverfolgung, Hoffnung hegt Flicke zudem auf einen Start in der 3000-Meter-Einzelverfolgung.
Und wie sieht es als Radsporttalent vom PSV mal mit einem Start in einem Steher-Rennen aus? Bastian Flicke lächelt. "Das würde ich gern mal ausprobieren, aber das geht ja erst ab 18 Jahre – aus Sicherheitsgründen. Und dann am liebsten mit dem Publikum in Forst."
Hartmut Landes