LR berichtet: Ein Rennen zum Vergessen
Forst Einen Tag nach dem Rennen war der ganz große Frust bei Stefan Schäfer verraucht. Doch auch am Dienstag ärgerte sich der Forster Steher-Europameister noch immer darüber, dass er beim Rennen am Montag auf seiner Heimatbahn leer ausgegangen war.
"Die Atmosphäre war wie immer top, aus sportlicher Sicht war das Wochenende aber eher zum Vergessen", sagte er.
Dabei lief bei dem wegen des schlechten Wetters von Sonntag auf Montag verschobenen Rennen zunächst alles nach Plan. Schäfer gewann mit seinem Schrittmacher Peter Bäuerlein den ersten Lauf über 30 Kilometer. Im zweiten Lauf, der über 40 Kilometer ging, lag er hinter dem Schweizer Publikumsliebling Giuseppe Atzeni auf Platz zwei, ehe ihn ein Defekt ereilte. "Ich habe schon zwei Runden zuvor gemerkt, dass das Hinterrad anfängt zu schwimmen", erklärte Schäfer am Dienstag. Schließlich sei er nur noch auf der blanken Felge gefahren.
Beim Radwechsel passierte dann das erste Malheur. Schäfer: "Es wollten zuviele Leute helfen, dabei wurde mir das falsche Rad gebracht." Wertvolle Zeit verstrich, ehe der Forster wieder zurück auf die Bahn konnte. Innerhalb von vier Runden muss das geschehen, so das Reglement. Schäfer: "Ich hatte nach dem Wechsel zwar ein ungutes Gefühl über die Dauer, habe mir dann aber die Bestätigung von der Jury geholt, dass es noch im Rahmen war." Diese Entscheidung wurde erst nach dem Rennen vom Kampfgericht revidiert und Schäfer zurückgestuft.
Beim anschließenden Einorden in die ursprüngliche Position gab es die nächsten Ungereimtheiten. Denn Atzeni, der vor dem Defekt etwa eine halbe Runde Vorsprung auf Schäfer hatte, fuhr eine gefühlte halbe Ewigkeit nicht an dem Favoriten vorbei, um wieder seine Ausgangsposition einzunehmen. Vielleicht, weil eine eindeutige Ansage der Jury fehlte.
Diese vermisste auch Frank Schneider, sportlicher Leiter beim Veranstalter PSV und Stadionsprecher an diesem Tag. "Es war zu diesem Zeitpunkt leider nicht mehr klar, wer an welcher Position liegt", betonte er. Für ein Steherrennen müsse das Kampfgericht von Anfang an einen Flaggenmann bestimmen, der den Überblick behält und Fahrern und Schrittmachern signalisiert, an welcher Position sie sich wieder einzuordnen haben. Schneider: "Das ist in diesem Fall nicht passiert." Das Chaos war perfekt, selbst der routinierte Sprecher musste zwischenzeitlich kapitulieren.
Schneider kritisiert aber auch Stefan Schäfer. "Das Wechseln des Rades hat viel zu lange gedauert, so etwas darf einem Europameister nicht passieren." Durch die Verkettung von mehreren unglücklichen Umständen, so Schneider, habe es am Ende mehrere Verlierer gegeben. Die Zuschauer, die nicht mehr über die Reihenfolge im Bilde waren. Stefan Schäfer, dessen zweiter Platz im zweiten Rennen annulliert wurde und der deshalb den Gesamtsieg vergessen konnte und nicht einmal auf dem Podium landete. Und Giuseppe Atzeni, der nach einem starken Auftritt zum Zeitpunkt des Defektes aussichtsreich in Führung gelegen hatte. Vor allem die große Fangemeinde in Forst hätte dem Schweiz-Italiener den Sieg natürlich gegönnt.
Erste Konsequenzen stehen nach dem Chaos-Lauf bereits fest. Stefan Schäfer hat angekündigt, dass es künftig klare Ansagen geben wird, was bei einem Defekt passiert. "Im Zweifelsfall wechsel ich das Rad selber." Frank Schneider hat den Vorfall mit der Jury ausgewertet. "Es soll kein Vorwurf gegen die Leute sein, die das ehrenamtlich machen, doch das Regelwerk muss umgesetzt werden." Und die Zuschauer? Die werden auch beim nächsten Steherrennen den Forstern wieder die Bude einrennen. Denn bis auf vereinzelte Ausnahmen gab es nach der Juryentscheidung fairen Applaus für den Gewinner des Großen Pfingstpreises, den Holländer Patrick Kos. Dessen starker Auftritt ging bei dem ganzen Durcheinander ein wenig unter.