LR berichtet: Radfahrer eröffnen die Saison
Forst: Knapp 30 Fahrradfahrer, unter ihnen Sonntagsradler, Leistungssportler und hoch motivierte Senioren, haben sich am Sonntag auf dem Gelände des Forster Rad- und Reitstadions in die Starterlisten eingetragen. Seit Mitte der 1990er Jahre eröffnet der Forster Polizeisportverein (PSV) 1893 in der Radfahrerhochburg Forst mit dem traditionellen Anradeln die Saison.
Marcel Möbus, seit Dezember 2016 neuer Leiter der Abteilung Radsport beim PSV, warb vor dem Losradeln für ein neues Angebot des Vereins, eine einmal monatlich stattfindende Radwandertour für Jedermann, die erstmals am 6. Mai um 13.30 Uhr startet. "Die maximal 30 Kilometer lange Strecke wird dabei an landschaftlich reizvollen Stellen durch eine Kaffeepause durchbrochen", kündigte er an. Vorschläge für Tourenvorschläge seien ausdrücklich erwünscht.
Olaf Köhler, selbst PSV-Mitglied, griff als Erster zum Stift, um sich in die Liste einzutragen "Es ist mein erster Start beim Anradeln", verriet der künftige Kampfrichter. Die Nummer 13 – Sven Fiehler (46) aus Forst – war einst bis zum Jahr 1985 selbst aktiver Radsportler und seither "immer dabei, wenn ich Zeit habe".
Der Radsportenthusiast Wolfgang Zimmermann aus Forst wählte am Sonntag für die angekündigte Waldpassage ein Mountainbike mit breiten Reifen. "Wenn das Wetter mitspielt", so der 74-Jährige, "werde ich mich für die längere Strecke entscheiden." Gegen widrige Witterung hatte er ein Regencape – ein Andenken an einstige Grießener Vattenfall-Derny-Rennen und wärmende Handschuhe im Gepäck.
In Bewegung setzte sich der Pulk ohne donnernden Startschuss, dennoch hatte es diese Ausfahrt ohne sportliche Ambitionen, dafür mit fast familiärem Charakter, in sich. Petra Neverla (62), bereits öfter unter den Teilnehmern, bangte bei acht Grad Celsius mit Blick zum Himmel bis kurz vor dem Aufbruch aus gesundheitlichen Gründen um den Start. Niesel, kräftiger Kurzregen, Graupelschauer und blauer Himmel wechselten sich in bester Aprilwettermanier ab. Dennoch schickte PSV-Präsident Gerd Suschowk die Fahrer pünktlich auf die Reise. Das Wetter sei hoffentlich kein Omen für die Saison, sagte er nach einem Überblick auf die Veranstaltungshöhepunkte, die am 21. Mai mit der 15. Forster Kuchentour eröffnet werden, einer bundesweit offenen Radfahrt.
Die frischgedruckten Handzettel mit dem Tourenverlauf für die 17 beziehungsweise 27 Kilometer wurden noch vor dem Start aktualisiert. Mit Rücksicht auf die Pedalritter werde nicht über die durchnässten Waldwege geradelt, so Marcel Möbus, der an diesem Tage den organisatorischen Part übernahm und den Einstige auf die verkürzte Stecke regelte. Nicht nur den Radfahrerfreunden, sondern auch gegenüber der eigenen Familie, erwies er sich als fürsorglich. Und so blieb aufgrund des Wetters der Kinderanhänger für den jüngsten Nachwuchs leer. Auch die Position an der Spitze überließ er seinem im gelben Trikot fahrenden Stellvertreter Torsten Lerche, der erst zwei Wochen zuvor bei Halle an der Saale ein 180 Kilometer langes, größtenteils über Kopfsteinpflaster führendes Rennen "durch die Hölle des Ostens" bestritten hatte. "Ich bin von den 30 Fahrern beeindruckt!", sagte Gerd Suschowk am Ziel. Weißgedeckte Tische im Besprechungsraum des Vereinssitzes erwarteten die Rückkehrer. Warme Getränke, darunter auch Glühwein, selbstgebackener Kuchen der Frauen vom PSV sowie Deftiges standen zur Stärkung bereit. Eine besondere sportliche Leistung zeigte Paul Wernitz aus Tschernitz, der sich bis Ende der 1950er Jahre im mecklenburgischen Boizenburg dem Radsport verschrieben hatte, bis das Studium dafür zu wenig Zeit ließ. Der 77-Jährige war gestern nicht nur der Nestor im Feld, sondern bewältigte auch noch die jeweils 24 Kilometer lange Hin- und Rückfahrt mit dem Bike. Im vergangenen Jahr radelte er unter anderem 700 Kilometer durchs russische Ostpreußen, durchquerte Litauen und Lettland.
"Heute war wirklich nur der harte Kern dabei", sagte Marcel Möbus. Solche Anerkennung aus dem Mund eines ehemaligen Deutschen Meister im Stehersport wiegt schwer. Angela Hanschke / aha1