LR berichtet: "Bin froh, dass ich das erleben darf"
Forst: Sie ist die einzige Olympiateilnehmerin aus Forst und wurde gestern in ihrer Heimatstadt Richtung Rio de Janeiro verabschiedet: Radsportlerin Romy Kasper. Die 28-Jährige freut sich riesig, und der PSV Forst und Bürgermeister Philipp Wesemann (SPD) sind extrem stolz auf die Sportlerin.
Dass Olympia so ziemlich das Größte ist, was einem Sportler widerfahren kann, hat Romy Kasper gestern auf emotionale Art und Weise bewiesen: Denn als sie bei ihrer Verabschiedung Richtung Rio sagt, dass sie keinerlei Hintergedanken an Olympia gehegt habe, als sie vor 19 Jahren beim PSV angefangen habe – da kullern auch ein paar Tränen. "Ich bin so froh, dass ich das jetzt erleben darf", sagt die 28-Jährige.
Ihre Eltern, die sie immer unterstützt haben, seien natürlich sehr stolz. Von Vater Roland, früher selbst aktiver Radfahrer, hatte Romy Kasper die Begeisterung für den Sport geerbt. Deshalb freue sie sich besonders, dass ihre Eltern auch mit nach Rio de Janeiro reisen. "Ich fliege am Sonntag mit dem Olympia-Team erst nach Frankfurt und dann nach Rio, meine Eltern fliegen am Mittwoch", erzählt Romy Kasper.
Kofferpacken angesagt
Momentan sei deshalb im Hause Kasper großes Kofferpacken und Auswählen der richtigen Sachen angesagt. "Ich nehme zwei Räder – ein Rennrad und ein Ersatzrad – mit und zwei Koffer", berichtet die 28-Jährige. Ein Koffer sei allerdings schon voll mit den olympischen Kleidungsstücken: Ungefähr 70 bis 80 verschiedene T-Shirts, Socken, Hosen, Schuhe, Basecaps oder Sonnenbrillen habe sie beim Einkleiden in der Kaserne Hannover bekommen. "Alle müssen nach strenger Vorschrift zu den verschiedenen Anlässen wie Training oder Pressegespräch getragen werden", schmunzelt Romy Kasper, die heute das Olympia-Set "Freizeit" trägt. Im kleinen Koffer habe sie ihre Radsportutensilien und die wenigen privaten Dinge wie die Waschtasche.
Dass die Vorgaben doch so strikt sind, wundert PSV-Präsident Gerd Suschowk, als er stolz "seine" Sportlerin nach Rio verabschiedet. Mit Andreas Klöden hatte es schon einmal einen Olympiastarter gegeben, der ein "Gewächs des PSV Forst" war, wie Suschowk sagt. "Aber Romy ist die erste Frau, und das ist für Forst schon eine extreme Leistung." Auch Bürgermeister Philipp Wesemann übermittelte seinen Stolz und den der rund 19 000 Forster Einwohner und signalisierte Romy Kasper, dass ihre Heimatstadt hinter ihr stehe. In der Hoffnung, dass sie auch heil wiederkomme, übergibt er ihr ein kleines Schokoladenrad aus der Confiserie Felicitas: "Etwas für die Nerven."
Denn diese wurden 2016 bei Romy Kasper bisher arg strapaziert: Nach einem guten Jahresstart mit dem Titel bei der Studierenden-WM war sie im April gestürzt und hatte eine schwere Schulterverletzung davongetragen. Doch dank eines Spezialisten in München war sie schnell wieder in den Sattel gekommen und ist nun fit für Olympia. "Wir hoffen natürlich, dass jemand aus unserem deutschen Frauen-Viererteam auf dem Podest landet", so Romy Kasper.
Strecke hat es in sich
Die Strecke, auf die es am 7. August geht, habe es in sich: Sie starte direkt an der Copacabana, aber im Laufe des Rennens seien 2000 Höhenmeter zu überwinden. "Vor allem die Luftfeuchtigkeit wird sicher problematisch", denkt die Forsterin, die sich auf das olympische Flair freut und mit ihren Eltern auf jeden Fall das Handballspiel Deutschland gegen Polen besuchen will. "Denn da spielt Tobias Reichmann mit, mit dem ich in Cottbus auf der Sportschule war", sagt sie. Auch auf ihre Zimmerkollegin im olympischen Dorf freut sie sich: Denn Lisa Brennauer, die aus dem Allgäu stammt, kennt sie aus dem Juniorenbereich der Nationalmannschaft und ist auch mit ihr befreundet. Steffi Ludwig
Das Radrennen mit Romy Kasper wird am Sonntag, 7. August, ab 17.15 Uhr im Fernsehen übertragen.