LR berichtet: Die lange Geschichte der Rennbahn
Forst: Der Forster Geschichtsstammtisch hat einen Halt im 110 Jahre alten Rad- und Reitstadion gemacht. 45 Heimatforscher und Interessierte kamen, um vom Polizeisportverein mehr über die historische Sportanlage zu erfahren.
Die Stammtischgäste haben sich im Saal der Gaststätte "Rennbahn" versammelt, direkt an der Forster Bahn, um gespannt dem Streifzug durch die Historie der Sportanlage zu lauschen. Karin Menzel, Pressesprecherin im Polizeisportverein (PSV), übernahm den Exkurs. Zahlreiche Meilensteine wurden erläutert: Angefangen beim Bau der Anlage und ihrer Eröffnung im Jahr 1906. Erbauer war der Forster Bauunternehmer Adolf Dernack.
In den ersten Jahren ist die Bahn bei Stehern sehr beleibt gewesen. Die Eintrittspreise zu den Rennen konnten sich die meisten Bürger mit Stehplätzen ab 800 Mark aber nicht leisten. Im Jahr 1932 wurde die Radrennbahn sogar zur Filmkulisse. Heinz Rühmann drehte dort den Film "Strich durch die Rechnung". Im Zweiten Weltkrieg diente die Bahn als Drillplatz der Armee und wurde dadurch und aufgrund der Kriegseinwirkungen stark beschädigt.
Erst nach einer Sanierung und der längsten Schließung in ihrer Geschichte – zwölf Jahre –, wurde die Rennbahn 1952 wieder eröffnet. Zum ersten Steherrennen kamen damals 11 000 Zuschauer. In den folgenden Jahren fanden mehrere DDR-Meisterschaften hier statt. Immer wieder musste die Bahn jedoch aufgrund des schlechten Zustandes geschlossen und mehrfach saniert werden – letztmals 1992 bis 1994. Seit 1996 fanden sowohl Europa- als auch deutsche Meisterschaften statt.
Karin Menzel betont, dass die Bahn aber immer schon auch multifunktional genutzt wurde. So wurde in den Anfangsjahren Freilufthandball oder Kunstradfahren auf dem Gelände mit praktiziert. Seit dem Jahr 2006 dient der Innenraum des Rennovals auch als Reitstadion.
Die Forster Stammtischbesucherin Waltraud Langksch (64) findet Letzteres nicht schön, sie verbindet die Bahn eher mit dem Radsport: "Der Blick in die Historie ist aber sehr gut gewesen."
Im Anschluss führte Vereinspräsident Gerd Suschowk die Besucher durch das Stadion. Zunächst zu den Garagen mit den Schrittmacher-Maschinen, wo Schrittmacher Heinz Spielmann, der immer noch auf der Bahn seine Runden dreht, über die Maschinen informierte. Weiter ging's entlang am 400 Meter langen Rennoval bis hin zum Sprecherturm und den Vereinsräumen.
"Es gab viele interessante Geschichten und Anekdoten, aber vor allem wurden bei mir heute Erinnerungen wach", erzählt Wolfgang Schenk (79). Er ist als junger Mann selbst auf einem Rennrad gefahren. Ein mitgebrachtes Foto zeigt das. Bis zum Jahr 1970 ist er aktiv gewesen. Für Studentin Franziska Klar (28) ist alles neu und vor allem hochinteressant gewesen. "Ich führe derzeit Feldstudien in Forst durch und hole mir dafür die unterschiedlichsten Informationen ein. Der Geschichtsstammtisch ist eine gute Variante, um mehr zu erfahren und Kontakte zu knüpfen", sagt die Studentin, die gerne ihre Masterarbeit über Forst schreiben möchte.
Auch Sylvia Beyer vom Geschichtsstammtisch zeigt sich zufrieden: "Es sind wieder allerhand Interessierte gekommen, ich denke, der PSV hat einen umfangreichen Einblick gegeben, sodass zum Abschluss noch gemütlich in der Gaststätte verweilt und wie an einem Stammtisch Erinnerungen, Fotos und Meinungen ausgetauscht werden konnten."
Der nächste Forster Geschichtsstammtisch führt am 28. Juli zu den Forster Kanuten am Bootshaus. Anja Guhlan