LR berichtet: Erst der Regen, dann der "Kuddelmuddel"
Forst: Der Holländer Patrick Kos gewinnt den vom Wetter geplagten Pfingstpreis der Steher in Forst. Topfavorit Stefan Schäfer hat derweil gleich doppelt Pech.
Es war ein Novum in der Geschichte der Forster Steherrennen. Zum ersten Mal musste am Sonntag eine Veranstaltung abgesagt werden. Zuvor hatten Fahrer und Zuschauer stundenlang ausgeharrt und auf ein Ende des Regens gehofft. Am späten Nachmittag war dann klar, dass nicht mehr gefahren werden kann. Die Veranstalter entschieden, die Rennen am Montag nachzuholen – nachdem alle Spitzenfahrer ihre Zustimmung gegeben hatten.
Der zusätzliche organisatorische und finanzielle Aufwand zahlte sich aus. Am Montag bekamen die zahlreichen Fans im Forster Radstadion ein Spektakel geboten.
Im ersten Rennen über 30 Kilometer wurde der amtierende Europameister und Lokalmatador Stefan Schäfer, der mit Peter Bäuerlein ein Gespann bildete, seiner Favoritenrolle gerecht. Der Forster siegte vor Franz Schiewer und dem Schweizer Publikumsliebling Giuseppe Atzeni.
Im zweiten Rennen über 40 Kilometer allerdings wurde Schäfer ausgebremst. Zunächst durch einen Defekt. Später dann durch die Entscheidung der Jury. Hinter Atzeni an Position zwei liegend hatte Schäfer einen Platten. Laut Reglement müssen die Fahrer nach einem Defekt innerhalb von vier Runden wieder ins Rennen einsteigen. Schäfer soll dafür, so das Urteil des Kampfgerichtes, fünf Runden gebraucht haben. Das wurde allerdings erst verkündet, als das Rennen längst beendet war. Schäfer war im zweiten Rennen hinter dem bärenstarken Patrick Kos ins Ziel gekommen, Dritter wurde Atzeni.
Durch die nachträgliche Zurückstufung war freilich der sicher geglaubte Gesamtsieg futsch. Profiteur war Kos, der nach seinem Derny-Sieg am Samstag auf dem Forster Kopfsteinpflaster nun auch den Gesamterfolg bei dem prestigeträchtigen Pfingstpreis feiern konnte. Giuseppe Atzeni mit seinem Schrittmacher René Aebi landete auf Platz zwei. Franz Schiewer mit Gerd Gessler wurde Dritter.
So richtig konnte sich Schiewer über seinen Podiumsplatz allerdings nicht freuen. "Eigentlich hätte Stefan Schäfer auf dem Podest gestanden", erklärte er. Doch auch dem Sieger zollte der beste deutsche Fahrer beim Pfingstpreis Respekt. "Es war schon beeindruckend, wie Kos gefahren ist", so Schiewer. Stefan Schäfer wollte sich am Montag lieber nicht zur Jury-Entscheidung äußern.
Der Forster, der vom Publikum trotzdem gefeiert wurde, musste zu allem Überfluss noch eine Zusatzschicht einlegen. Während die Fahrer mit den Schrittmachern das Rennen diskutierten, das Stadionsprecher und sportlicher Leiter beim PSV, Frank Schneider, als "Kuddelmuddel" bezeichnete, musste der Lokalmatador zur Dopingkontrolle.
Zum Thema:
Den am Montag ebenfalls ausgefahrenen Internationalen Steherpreis des PSV Forst sicherte sich Daniel Harnisch mit Lutz Weiß. Ein Abschied vor großer Kulisse. Richard Faltus aus Tschechien absolvierte auf der Forster Radrennbahn sein letztes Rennen. Die Steher können sich auf eine außergewöhnliche Fangemeinde verlassen. So war Hans-Joachim Kieseler (70) am Montag nach Studium des Wetterberichtes noch flugs aus Rügen angereist. "Vier Stunden Autofahrt sind doch kein Problem", sagte er.
Sven Hering