LR berichtet: Nach einem Sturz in Watte packen? "Das wäre Schwachsinn!"
Forst: Bei den Deutschen Straßenmeisterschaften vor anderthalb Wochen hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) seine Olympia-Kandidaten vorgeschlagen. Unter den Glückseligen befand sich auch Romy Kasper vom PSV Forst.
Wenn alles nach Plan verläuft, wird die Lausitzerin kommende Woche vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) auch offiziell nominiert und darf im August an ihren ersten Olympischen Spielen teilnehmen. Dabei hätte man noch vor wenigen Monaten kaum weiter von einem Rio-Ticket entfernt sein können als Romy Kasper.
Eigentlich ließ sich ihr Sportjahr ganz anständig an. "Ich kam gut aus dem Winter und habe früh gemerkt, dass mein Traum von Olympia wahr werden könnte", sagt Kasper. Unter anderem schmückte sich die 28-Jährige mit dem Titel bei der Studierenden-WM und fuhr ihrer Bestform entgegen. "Dann aber kam ein ganz, ganz tiefes Tief." Ende April stürzte Kasper in den Niederlanden und schien ihre Olympia-Hoffnungen begraben zu müssen. Kasper: "In der Schulter war nichts mehr ganz." Eine Operation hätte das Aus für Brasilien bedeutet. Doch so weit wollte es Romy Kasper nicht kommen lassen. Sie suchte einen Spezialisten in München auf, absolvierte ein knackiges Reha-Programm – und saß nur drei Wochen nach ihrem Unfall wieder im Sattel.
Von jemandem, der nach einer Schultereckgelenksprengung so schnell wieder in die Pedalen tritt, darf man wohl auch kaum erwarten, dass er sich nun vor dem Abflug nach Rio am 31. Juli das Abendbrot nur noch per Lieferdienst servieren lässt oder einen Hundesitter zum Gassigehen engagiert, nur damit man selbst nicht mehr vor die Tür treten muss. In Watte packen, aus Angst, dass noch etwas passieren könnte? "Nein", sagt Romy Kasper, "das bringt nichts. Weil meistens schlimme Dinge passieren, wenn man mit dieser Angst ins Rennen geht." Überdies würde ihre Verfassung darunter leiden. "Jetzt ohne weitere Rennen nach Rio zu fahren, wäre Schwachsinn."
Und ihr Programm für den letzten Monat hat es in sich. Ab Donnerstag bestreitet sie fünf Rennen bei einer Tschechien-Rundfahrt, es folgen sieben Etappen bei der Thüringen-Rundfahrt und zwei Weltcup-Rennen in Paris und London. Letzteres sogar noch einen Tag vor der Abreise nach Brasilien. Für Kasper kein Problem. "Nur darüber hole ich mir meine Form." Am 7. August wird Romy Kasper dann ihr erstes Olympia-Rennen bestreiten. "Und ich versuche einfach, alles zu genießen." Steven Wiesner