LR berichtet: Welcher Forschter gewinnt Heimspiel in Forst?
Forst: Die Deutsche Meisterschaft der Steher unterhält an diesem Wochenende ganz Forst. Die Vorläufe finden am Samstag ab 15.30 Uhr statt, am Sonntag gehen dann das Kleine (14.30 Uhr) und das Große (17 Uhr) Finale über die Bühne. Im Fokus stehen Franz Schiewer und Titelverteidiger Stefan Schäfer. Für beide ist Forst ein Heimspiel.
Da muss er schon etwas überlegen. „Wie beantworte ich die Frage jetzt am besten, um bodenständig zu bleiben?", verhört sich Stefan Schäfer selbst und grinst. Die Frage, die den sonst so redegewandten Titelverteidiger umtreibt, handelt von ihm und seinen Rivalen am Wochenende auf der Forster Bahn: Auf welche Fahrer muss er am ehesten aufpassen? Und gibt es überhaupt einen Kontrahenten auf Augenhöhe? Das wäre in etwa so, als würde man vom FC Bayern verlangen, die Siegchancen von Borussia Dortmund oder Schalke einzuschätzen. Schließlich antwortet Schäfer gleichermaßen überzeugt wie diplomatisch: „Sagen wir mal so: Wer gewinnen will, muss uns schlagen und schon eine gute Tagesform erreichen am Final-Sonntag."
Mit „uns" meint er sich und seinen Nürnberger Schrittmacher Peter Bäuerlein, mit dem er schon die letzten beiden Championate gewinnen konnte. Der gebürtige Forster, der in diesem Jahr 30 Jahre alt geworden ist und für seinen Heimatverein Endspurt Cottbus antritt, geht also als Gejagter auf die Strecke.
Das Fahrerfeld, das Frank Schneider, der Sportliche Leiter des ausrichtenden PSV Forst, als „erlesen" bezeichnet, komplettieren 15 weitere Fahrer. „Es ist keine Meisterschaft der Masse, sondern der Klasse", sagt Schneider. Mit Schäfer, Robert Retschke (Team Kuota-Lotto), Thomas Steger (Union Nürnberg) und Franz Schiewer (LKT Team Brandenburg) sind jene Fahrer am Start, die in den vergangenen zwei Jahren die Podiumsplätze unter sich aufteilten. Für Schäfer ist die Deutsche Meisterschaft in Forst wie ein „Finale daheeme" und damit nochmal etwas ganz anderes als ein Titelkampf in Leipzig, wo die jüngsten beiden Meisterschaften stattfanden.
Gleiches gilt aber auch für den 25-jährigen Franz Schiewer, der auch schon durchblicken ließ, dass er durchaus Lust hätte, in seiner Heimatstadt den Sieg davon zu tragen. „Ich gehe nicht an den Start, um Zweiter zu werden", sagt der LKT-Fahrer. Vor einem Jahr war ihm genau das geglückt. Dass es sich Schiewer aber nicht auf dem Silberrang gemütlich macht, hat er bereits beim Herbstpreis vor ein paar Monaten bewiesen, als er Schäfer zu schlagen im Stande war. „Ich gehe mit positiven Gefühlen auf die Bahn und freue mich auf das Heimspiel. Meine Familie muss diesmal nicht irgendwo nach Osteuropa fahren, um mich zu sehen." Nicht nur Rainer Podlesch, der Ehrenpräsident des diesjährigen Wettstreits, freut sich daher auf einen interessanten Zweikampf an der Spitze: „Mehrere Titelaspiranten aus der Lausitz hat man auch nicht oft."
Mit dem Forster Marcel Kuban (Union Nürnberg) und Nico Heßlich vom RSC Cottbus hat die Meisterschaft noch zwei weitere Lausitzer zu bieten. Letzterer ist die große Unbekannte, weil er noch nie bei den Stehern in die Pedalen getreten hat. „Ich bin gespannt, wie er zurechtkommt", sagt Matador Schäfer. „Steher-Rennen sind etwas anderes als Straßenrennen und Forst ist extrem schwer zu fahren." Jedoch hat der Neuling mit André Dippel einen der fähigsten Schritt macher vor sich. Schäfer: „Wenn er sich an ihn hält, kann die Reise für die beiden weit gehen."
Es wird wohl dennoch auf ein Duell zwischen Stefan Schäfer und Franz Schiewer hinauslaufen, die sogar mal vier Jahre gemeinsam für LKT gefahren sind. Frank Schneider erklärt: „Schiewer ist der Senkrechtstarter, Schäfer der Favorit. Ich kann mich an keinen Fahrer erinnern, der solche großen Kettenblätter aufsetzt wie er." Damit will Schäfer wieder zum Sieg fahren. „Wir haben zwar noch keine Sieger-Trikots gedruckt, aber wir wollen in meiner Heimat den Hattrick vollmachen nach 2014 und 2015. Das vor Familie und Freunden zu schaffen, wäre ein Riesending", sagt er und erklärt „Wir haben in dieser Saison schon viele Rennen nach Belieben bestimmt. Der Meistertitel führt nur über uns." Bei aller Bodenständigkeit.
Übrigens: Auch der Nachwuchs soll im Forster Rad- und Reitstadion seine Bühne bekommen. Deswegen hat der PSV auch die U 15-Landesmeisterschaften nach Forst geholt. Diese werden am Sonntag von 9 bis 13 Uhr und 15.30 bis 16.30 Uhr ausgetragen. Steven Wiesner und Frank Noack