Der Stehersport - ein Sport mit langer Traditionen
Stehersport
Steherrennen werden auf der Bahn gefahren. Die Akteure sind ein Sportler auf einem Rennrad, der „Steher“ und ein Sportler auf dem Motorrad, der „Schrittmacher“. Gemeinsam bilden sie das „Gespann“.
Der Schrittmacher fährt auf unserer Bahn in Forst auf einem Motorrad der Marke MZ mit 500cm³ Hubraum. Extra für diesen Sport wurden folgende Veränderungen an den Motorrädern vorgenommen:
* anstelle von Fußrasten sind Kästen montiert, da der Fahrer auf der Maschine steht
* der Lenker ist so verändert, dass er U-förmig nach hinten zeigt, so kann der Schrittmacher mit eng anliegenden Armen den Lenker fassen
* die Sitzbank wurde ersetzt durch eine Vorrichtung mit fast senkrecht montiertem Sattel, gegen den sich der Schrittmacher lehnen kann
* am Hintergestell wurde eine bewegliche Rolle montiert, die den notwendigen Sicherheitsabstand des Stehers zum Motorrad garantiert.
Um die Bedingungen für den Steher zu optimieren, wurden auch an den Rennrädern einige Veränderungen vorgenommen:
- das wesentlich kleinere Vorderrad bringt den Steher näher an das Motorrad
- die Sitzposition des Rennfahrers ist weit nach vorn geschoben
- das Rad hat keinen Freilauf, so dass der Steher gezwungen ist, ständig mit zu treten
- auf unserer Bahn wird die Übersetzung so gewählt, dass vorn ein bis zu 66 Zähnen großes Kettenblatt und hinten ein 15 Zähne zählendes Ritzel montiert wird.
Beim Starten eines Rennens müssen die Steher hintereinander Aufstellung nehmen. Deshalb wird die Startreihenfolge ausgelost. Als erstes werden die Schrittmacher auf die Bahn gelassen. Während sie ihre Positionen einnehmen und dabei im Abstand von 5 bis 10 Metern um die Bahn kreisen, warten die Steher auf ihren Rädern sitzend auf das Startzeichen.
Beim Start werden die Rennfahrer angeschoben, um schnell Tempo zu bekommen und sich am Hinterrad ihres Schrittmachers einzuordnen. Die Gespanne können eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h erreichen. Um ein anderes Gespann bei diesem Tempo zu überholen, muss man mindestens 10 km/h schneller sein als der Gegner.
Eine große Rolle beim Erreichen der Geschwindigkeit spielt der Windschatten, der hinter dem Schrittmacher entsteht. Deshalb haben alle Schrittmacher die gleichen, auch gleich großen, zweiteiligen Lederanzüge an. Sie versuchen möglichst viel Fahrtwind in die Jacke und in die Hose zu bekommen, damit sich die Anzüge tüchtig aufblähen. So spielt es keine Rolle, ob der Schrittmacher groß oder klein dünn oder dick ist.
Eine gute Platzierung hängt zum großen Teil vom guten Zusammenspiel zwischen Schrittmacher und Steher ab. Denn wenn der Schrittmacher zu schnell ist und der Steher die „Rolle verliert“, das heißt sich der Abstand zwischen Motorrad und Rennrad vergrößert, verliert der Rennfahrer den Vorteil des Windschattens und es kann mehrere Runden dauern bis sich das Gespann wieder so gefunden und an Tempo zugelegt hat, dass es wieder in den Wettkampf eingreifen kann. Ein Auffahren auf die Rolle, die nur als Orientierungspunkt für die Rennfahrer dient, wirkt wie ein Bremsvorgang. Bei dem Motorenlärm ist eine Verständigung zwischen Schrittmacher und Steher akustisch nur durch kurze, in ihrer Bedeutung festgelegte Rufe möglich.
Auf der Fahrfläche der Rennbahn sind in verschiedenen Höhen farbige Streifen aufgebracht. Sie dienen dem Einhalten bestimmter Regeln. Die blaue Linie darf ein Gespann, das überholt wird nicht nach oben überfahren, während das überholende Gespann über dieser Linie fährt. Aus Sicherheitsgründen dürfen nicht mehr als drei Gespanne nebeneinander fahren.