Schäfer - Vom Lehrling zum Herausforderer
05.06.2014 - Lausitzer Rundschau
RADSPORT Lokalmatador Stefan Schäfer trägt beim Pfingstpreis der Steher die Hoffnungen – sogar für die EM?
Forst Die Blicke der Fans werden beim Pfingstpreis der Steher in Forst am Sonntag vor allem auf Stefan Schäfer gerichtet sein. Als Lokalmatador ist Schäfer neuer Hoffnungsträger in der traditions reichen Steher-Hochburg. Dabei feierte er im Herbst erst seine Premiere. Nun lockt sogar schon das Ticket für die EM im August.
Am Pfingst-Wochenende wird es wieder laut in Forst. Und zwar sehr laut. Am Samstag steht zunächst der 4. Forster Derny-Cup in der Innenstadt auf dem Programm. Am Sonntag dröhnen dann die Motoren beim Pfingstpreis der Steher auf der 400 Meter-Zementbahn in der Stadt der Rosen. Lokalmatador Stefan Schäfer will bei seinem zweiten Rennen hinter den Schrittmacher-Maschinen viel stärker den Ton angeben als bei der mit Spannung erwarteten Premiere im Herbst. "Ganz ehrlich: Ich war damals schon etwas aufgeregt", sagt der mehrfache deutsche Bahnmeister und amtierende Militär-Weltmeister.
Der Stehersport war für den 28-Jährigen eine neue Herausforderung. Die Aufregung wird zwar auch am Sonntag wieder mitfahren. Aber Schäfer ist nach eigenem Bekunden inzwischen einen Schritt weiter. "Ich habe meine Technik verbessern können und auch die allgemeine Form ist besser als im Vorjahr", meint der gebürtige Forster.
Schäfer soll in der Steher-Hochburg als Lokalmatador und Publikumsliebling in die Fuß stapfen von Marcel Möbus treten, der seine Karriere be endet hat. Bei den gemeinsamen Übungseinheiten auf der Bahn in Forst gibt Möbus seine Erfahrung an Schäfer weiter.
Der Newcomer hinter der Rolle will nun am Pfingstsonntag wieder vor dem Heimpublikum den nächsten Schritt gehen – vom Lehrling zum Herausfor derer der etablierten Steher wie dem dreifachen deutschen Meister Florian Fernow oder aber dem Europameister Mario Birrer aus der Schweiz. "Ich werde selbst bewusster ins Rennen gehen als bei meiner Premiere im Herbst", kündigt Schäfer an.
In der vergangenen Woche war der Straßenprofi mit dem LKT-Team Brandenburg bei der Bayern-Rundfahrt im Einsatz. Am Ende musste sich Schäfer mit Rang 102 begnügen. Sein Rückstand auf den Gesamtsieger Geraint Thomas (Team Sky) betrug 23:49 Minuten. Alles in allem war die Bayern-Rundfahrt für Schäfer eine Ernüchterung, nachdem ihm im Frühjahr einige Siege gelangen; unter anderem beim traditionsreichen Rennen auf dem Sachsenring. "Ich bin in Bayern weit unter meinen Möglichkeiten geblieben", räumt der LKT-Profi ein.
Mit einigen Tagen Erholung und dem spezifischen Bahn Training in Forst hat er sich auf den Pfingstpreis vorbereitet. Denn es geht am Sonntag um deutlich mehr als nur den Sieg in diesem Rennen. Einerseits ist es für die Veranstalter vom PSV Forst die Generalprobe für die an gleicher Stelle am 30. und 31. August stattfinde Europameisterschaft. Und zum anderen ist es für Schäfer ein Gradmesser über sein Leistungsvermögen vor den deutschen Titelkämpfen in Leipzig am 8. und 9. August.
Dort werden dann auch die drei EM-Tickets des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) für Forst vergeben. Ein Forster am Start bei der EM in Forst? "Klar, das ist natürlich der Traum jedes Veranstalters", erklärt Frank Schneider als Vize-Präsident des PSV Forst und seit vielen Jahren bewährter Stadionsprecher bei den Steherrennen in ganz Deutschland.
Schneider, früher selbst Steher, traut Schäfer einiges zu. Auch auf Anhieb die EM-Teilnahme, sprich mindestens Platz drei bei der deutschen Meisterschaft? "Es wird eine ganz schwierige Aufgabe. Aber Stefan Schäfer hat das Potenzial dazu, weil er ein fertiger Rennfahrer ist, der zudem schon über jede Menge Bahn-Erfahrung verfügt", sagt Schneider.
Der neue Lokalmatador in Forst schiebt diese Vorschusslorbeeren noch ganz weit weg. Vor der Meisterschaft will Schäfer erstmal beim Pfingstpreis überzeugen. Wie es sich anfühlt, vom heimischen Publikum als Sieger bejubelt zu werden, weiß er schließlich seit dem Erfolg bei der Premiere im Herbst. Damals fuhr Schäfer allerdings im B-Lauf und war Lehrling. Nun muss er im A-Finale unter Beweis stellen, wie viel Herausforderer schon in ihm steckt.
Frank Noack